Höfen an der Enz = Zue dem Hofe
Einst genannt zue dem hofe
Anno 1376, am 13. Juni, wendet sich der Abt des Klosters Hirsau in einem Brief an den Bischof von Speyer. Darin berichtet er von der Pflicht der Pfarrer von Liebenzell und Hirsau. Sie müssen zu Taufen und Begräbnissen jedes Mal über den Berg ins Enztal gehen, der eine nach Calmbach, der andere nach Wildbad.
Dies bedeute aber bei der Unwirtlichkeit der Gegend und der großen Entfernung einen doppelt beschwerlichen Weg. Deshalb möge man dem Kaplan, der an der Kapelle in Wildbad und zu St. Marien in Calmbach Gottesdienste abhält, Messen liest und die Bewohner als Seelsorger betreut, die Vollmacht erteilen für Taufe und Beerdigung; ferner die Erlaubnis, Almosen und Zehnten entgegen nehmen zu dürfen und für seine Bedürfnisse zu verwenden.
Am 26. Juli wird in Speyer dem Bittbrief entsprochen. Auf einem Pergament, mit dem Siegel des Generalvikars versehen, steht unter anderen: „Wir ... geben öffentlich zur Kenntnis, (dass) wir dein ... Kaplan zu Wildbaden und seinen Nachfolgern ... gestatten und mit ordnungsmäßiger Machtbefugnis verwilligen, sowohl als auch jedem einzelnen in Wildbaden, im Dorf Callenbach, und in dem Ort, genannt zue dem hofe . . . die Beichte zu hören, die Kinder zu taufen, die Leichen der Verstorbenen in der genannten Kapelle oder auf ihrem Begräbnisplatz zu beerdigen . . ." Über den Ort, genannt "zue dem hofe", ist noch eine Bemerkung hinzugefügt. Sie besagt, dass die Leute dort ihren dauernden Aufenthalt haben, zu genannten Pfarrkirchen gehören und schon seit länger andauernden Zeiten sich hergebrachtermaßen zu ihnen gehalten haben.
An welcher Stelle ist nun der „hof“ zu suchen? - Er liegt, von der Förtelbachmündung aus gesehen, talaufwärts, vor Hochwasser geschützt, am sonnigen Flachhang. In einer Regeste wird außerdem erwähnt: „1390 steht eine Sägmühle bei des Meyers Hof, auf welcher der Markgraf v. Baden sein Holz vom benachbarten Hengstberg sägen läßt." Ist der Bewohner des Hofes zugleich Sägmüller?
Warum läßt der Markgraf v. Baden gerade hier, am Nord-Ende des Hengstberges, seine Sägmühle errichten? Um der Herrschaft den Nutzen zu mehren". . gleich von 2 Berghängen, nämlich entlang der Enz und denn Förtelbach." In jener Zeit arbeitet gewöhnlich nur 1 Mann "auf" der Sägmühle.
Etwa 3 km talabwärts, auf württembergischem Boden, steht beim Rotenbächle eine weitere Sägmühle, die Conz v. Straubenhardt am Fuße seiner Burg unterhält. Dass sie nicht erst seit 1372 steht, sondern schon früher erbaut ist, zeigt eine Übereinkunft (1342) von Markgraf Ludwig IV v. Baden und dem Herzog Ulrich III v. Württemberg. Der Neckar bis zur Enzmündung, ferner Enz, Nagold und Würm werden zu geöffneten (offenen) Wasserstraßen erklärt, die jedermann??? gegen eine bestimmte Abgabe benützen darf. Wer auf der Enz flößen will, soll „von ie dem hundert zimmerholtzes oder von ie dem hundert dylen geben ze der Niuwenburch (Neuenbürg) zue zolle von zwayen weren (Wehren) zwainzig haller, dar nach zue Pfortzhein von vier weren vierzig haller . .. ." Dielen und Zimmerholz werden als Oblast auf Flößen z.B. nach Heilbronn gebracht.
Es ist anzunehmen, dass die Flößerei schon vor dem Vertrag besteht und nicht erst 1342 ins Leben gerufen wird.“ Ergebnis: Der "hof" ist 1376 seit „länger andauernden Zeiten" bewohnt. Er gehört zur Sägmühle. Der Vertrag zeigt, dass in dieser Zeit Schnittwaren auf der Enz verflößt werden und der Handel blüht, sonst würden sieh die Grundherren nicht einschalten. Der "hof" ist bei seiner 1. Nennung mindestens 50 Jahre alt – und vor etwa 650 Jahren erbaut worden.