Gärtnergepflegte Grabfelder auf dem Friedhof
Visuelle Beschreibung der gärtnergepflegten Grabfelder des Friedhofes in Höfen an der Enz.
Im Auftrag der Genossenschaft der Badischen Friedhofsgärtner.
Auf dem Höfener Friedhof: Urnengräber "Am Waldrand" und "Im Bauerngarten
"Am Waldrand" und "Im Bauerngarten" sind die Bezeichnungen für die beiden neu angelegten gärtnergepflegten Urnengrabfelder auf dem Höfener Friedhof. Vorgestellt wurden diese im Rahmen eines "Tag des Friedhofs" von Bürgermeister Heiko Stieringer in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Gärtnerei Günthner (Bad Wildbad / Höfen) und des Calmbacher Bestattungsinstituts Ohngemach.
Bürgermeister Heiko Stieringer stellte in seiner Begrüßungsansprache in der mit etwa 40 Besuchern besetzten und blumengeschmückten Friedhofshalle den Nachmittag unter das Motto "Natürlich erinnern" und wollte damit die Änderung der Friedhofskultur mit dem Trend weg von der traditionellen Sargbestattung hin zur Urnenbestattung verstanden wissen. Vor Jahren habe sich der Höfener Gemeinderat noch Gedanken über eine Erweiterung des Gemeindefriedhofs gemacht, weil man einen Mangel an Flächen zu erkennen glaubte. Heute gebe es wegen anderweitiger Bestattungsformen freie Rasenflächen, was der Grund gewesen sei, über eine entsprechende Nutzung nachzudenken. Mit dem Ergebnis der Anlegung der neuen naturnahen Grabfelder "Am Waldrand" und "Im Bauerngarten". Einstimmig beschlossen wurde dieses Vorgehen vom Gemeinderat am 14. September 2020, wobei nach einer entsprechenden Planungskonzeption der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner mit Sitz in Karlsruhe die Anlegung der Wege von der Bad Wildbader Firma Etzel-Bau vorgenommen wurde, an denen unter der Federführung der Gärtnerei Günthner zwei Grabfelder für 97 Urnenbestattungen entstanden sind. Für dieses Engagement bedankte sich Bürgermeister Stieringer bei der Arbeitsgemeinschaft mit Dieter Günthner und Beate Gutekunst (Bestattungsinstitut Ohngemach). Komplettiert wurde die neue Anlage mit von Mitarbeitern des Höfener Bauhofs aufgestellten Sitzbänken. Seien doch den weiteren Ausführungen von Bürgermeister Stieringer zufolge Friedhöfe nicht nur Orte der Stille, sondern auch der Begegnung. "Friedhöfe sind nicht mehr nur Orte der Trauer, des Abschieds und der Bestattung, sondern sind beziehungsweise sollen auch Orte der Besinnung sein. Deshalb kann man hier auch in hektischen Zeiten einfach mal zur Ruhe kommen. Ich denke, ein "moderner" Friedhof hat Zukunft. Die klein angelegten Parklandschaften sollen genau diesen Platz bieten - für Begegnungen, Gespräche und Erinnerung", so Bürgermeister Stieringer abschließend mit einem Hinweis auf die noch bis zum 27. Oktober auf dem Höfener Friedhof laufende Wanderausstellung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Bezirk Nordbaden unter dem Motto "Nie wieder Krieg" (wir haben berichtet).
Mit dem Thema "Tod und Bestattung aus christlicher Perspektive" befasste sich anschließend der evangelische Pfarrer Dr. André Bohnet (Calmbach). Eine Antwort auf die Frage "Was kommt nach dem Tod?" vermittle der christliche Glaube mit der Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten, womit Leben und Tod in Gottes Hand stünden. In den vergangenen Jahren sei ein Wandel in der Bestattungskultur eingetreten, wobei die beiden großen christlichen Kirchen Urnenbestattungen akzeptieren, führte er weiter aus.
Über den Wandel in der Bestattungskultur referierte Miriam Maisenhölder als Friedhofsgärtnermeisterin und Bereichsleiterin für Friedhofsprojekte bei der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner, die auch hinter dem Projekt der gärtnergepflegten Urnengräber steht und dabei treuhänderische Funktionen in der Abwicklung ausübt. Die Pflege einer Grabstätte sei in der mobilen Zeit keine selbstverständliche Familiensache mehr, führte sie dabei aus. Im Zuge des Imagewechsels des Friedhofs gelte es, die Bedeutung der Friedhofskultur nachhaltig zu stärken, deren gesellschaftlichen Stellenwert zu fördern und aufzuwerten, den Friedhof für kulturelle Veranstaltungen als Ort der Begegnung zugänglich zu machen, seinen ökologischen Stellenwert zu unterstreichen und zu erhalten und die unterschiedlichsten Funktionen der Friedhöfe hervorzuheben. Den Wechsel in der Bestattungskultur unterlegte Miriam Maisenhölder mit dem Ergebnis einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2019, wonach sich nur noch 25 Prozent (2013 noch 49 Prozent) der Befragten ein klassisches Grab, 21 Prozent eine pflegefreie Beisetzungsform auf einem Friedhof und 31 Prozent einen Namenshinweis an einem anonymen Grab wünschten. Umso wichtiger sei es für Kommunen, dem "Trend" der Anonymität entgegenzuwirken und attraktive, liebevoll gepflegte und parkähnliche Grabfelder zu schaffen. Dabei könnten die bislang dominierenden Familien- bzw. Einzelgrabstätten durch naturnah gestaltete, ökologisch wertvolle Themenfelder und Gemeinschaftsanlagen bereichert werden. Friedhöfe seien nicht mehr nur Ruhestätten des Gedenkens, sondern grüne Oasen, Orte des gemeinsamen Austausches, Treffpunkte für Angehörige und Orte der Kunst und Kultur sowie der Lokalgeschichte. Ein Beispiel, wie ein Herzensprojekt Friedhof aussehen könne, sei derjenige der Gemeinde Höfen, lobte Miriam Maisenhölder die neue Konzeption gärtnergepflegter Urnengrabfelder. Das Gräberfeld bringe Flora und Fauna auf den Friedhof und stelle damit eine wertvolle Bereicherung der heimischen Artenvielfalt dar.
Dem Referat schloss sich ein Rundgang auf dem Friedhof unter der Führung von Gärtnermeister Dieter Günthner an, bei dem die Teilnehmer eine Musterbepflanzung eines Grabes, vorgenommen von Claudia Günthner und von Elke Barchet, beobachten konnten, ehe die Gruppe die jetzt vorgestellten gärtnergepflegten Urnengrabfelder erreichte. Hier erläuterte Dieter Günthner deren Konzeption samt der artgerechten Bepflanzung und ging auch auf die Kosten ein, die einschließlich der kommunalen Gebühren und der Grabpflege seiner Einschätzung zufolge unter viertausend Euro liegen dürften. Das Besondere in Höfen sei, dass für Urnenbestattungen von auswärts von der Gemeinde kein Auswärtigen-Zuschlag erhoben werde. Zum Abschluss des "Tag des Friedhofs" kam Diakon Günter Duvivier von der katholischen Kirchengemeinde Calmbach / Höfen und segnete nach einer kurzen Ansprache die neu angelegten Urnengrabfelder. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Calmbacher Musikergruppe "InBrass" unter der Leitung von Uwe Forstner und mit Carsten Bohnet, Laura Fees, Roland Kappler und Christian Künzler. Die kleine Bewirtschaftung mit Kaffee und Kuchen erfolgte auf der Basis von Spenden für die Flutopfer im Ahrtal.
Text und Bilder: Ziegelbauer
In Rekordzeit entsteht auf dem Friedhof in Höfen ein naturnahes Grabfeld am Waldrand
Text und Foto: Sabine Stadler, Schwarzwälder Bote
Naturnahe Urnenbestattungen
Auf dem Friedhof der Gemeinde Höfen an der Enz entsteht auf einem bis dato freien, ungenutzten Areal ein neues Grabfeld nach dem Konzept "NaturRuh". Hierbei geht es um eine alternative Form der Bestattung, welche erstmals 2017 auf der internationalen Gartenschau in Berlin vorgestellt wurde.
Das neue Grabfeld wird aufgeteilt in die Bereiche
- "Naturnahe Bestattung Waldrand"
und - "Bestattung im Obstgarten"
Die beiden Bereiche werden jeweils getrennt voneinander auf zwei terrassenartigen Flächen angelegt.
Je Bereich werden 48 bzw. 49 Urnengräber zur Bestattung biologisch abbaubarer Urnen mit einer Ruhezeit
von 15 Jahren angelegt.
Entgegen anderer Formen der naturnahen Bestattungen ist es auf dem Grabfeld in Höfen ausdrücklich erlaubt, Trauergaben, Grablichter und andere Zeichen der Verbundenheit direkt am Grab abzulegen.
Alles weitere Wissenswerte erfahren Sie unter: